Lamberts Tacheles
 

Der Rundfunk­beitrag

18. Februar 2019

Die Vor- und Nachteile

Vorweg: Dieser Beitrag soll nicht ein weiteres Mal aufzeigen, wie überflüssig der von der GEZ als "Zwangspauschale" eingezogene Rundfungbeitrag (vermeintlich) ist. Ich möchte vielmehr die verschiedenen Sichtweisen beleuchten, die, jede für sich, ihr Berechtigungen haben.

Contra Rundfunkbeitrag

Natürlich erhebt die GEZ (Gebühreneinzugszentrale) den Rundfunkbeitrag erstmal ganz allgemein. Auch heißt sie nicht mehr GEZ, sondern, bereits seit 2013, ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice. Die 17,50 Euro "Wohnungspauschale " werden also unabhängig von den genutzten Geräten entrichtet - pauschal eben. Darüber kann man sicher streiten. Auch über die Frage, wie viel oder wenig ein Intendant verdienen darf und ob die Shows von (z.B.) Carmen Nebel oder Helene Fischer nun Teil des geforderten "Vollprogrammes" sein sollten.

Mein persönlicher Kritikpunkt an dem aktuellen Rundfunkbeitrag ist jedoch ein anderer. GERADE durch den allgemein finanzierten Rundfunk sollte "Quotendruck" kein (!) Thema sein. Die Abgrenzung von den privaten Anbietern kann und sollte deutlicher sein. Doch die gegenteilige Entwicklung ist erkennbar. Statt sich abzugrenzen und durch neue, frische Formate zu glänzen, wird das Programm quasi kopiert. Oft schlechter als das Original. Perlen werden wieder abgesetzt, weil "die Quote zu gering ist". Das ist ein Armutszeugnis! Ausnehmen möchte ich hier ZDFneo, die immer wieder experimentieren. Diesen Mut würde ich mir aber im gesamten, Öffentlich Rechtlichen Apparat wünschen.

Pro Rundfunkbeitrag

Doch kommen wir zur anderen Seite. Viele bewerten den Rundfunkbeitrag nach der Programmvielfalt des LIVE-Programmes. Das ist trügerisch, denn der wahre Schatz der vielen Fernseh- und Radio-Anstalten verbirgt sich in den zahlreich angebotenen Mediatheken. "SWR1 Leute" zum Beispiel, was als Podcast angeboten wird. Unzählige, sehr hochwertige Reportagen und Dokumentationen, die im normalen LIVE-Sendebetrieb einfach völlig untergehen. Die Reportagereihe "7 Tage" zum Beispiel, die immer wieder tolle, liebevoll gestaltete Einblicke gewährt. Die Mediatheken bieten inzwischen auch die Möglichkeit, sich Formate zu "merken" und dann immer über neue Folgen informiert zu werden. Von dieser Möglichkeit mache ich auch reichlich Gebrauch.

Am Ende des Artikels habe ich eine kleine Linksammlung mit Mediathek-Beiträgen, die mich in den letzten Jahren besonders beeindruckt haben. Daraus abgeleitet entsteht durchaus auch eine kleine Tipp-Sammlung für die jeweiligen Formate.

Ein Fazit

Abschließend möchte ich betonen, dass man gegenüber der "Zwangsabgabe" durchaus kritisch bleiben sollte und muss. Dabei sollten aber die vielen Vorteile nicht übersehen werden, die es ganz ohne Zweifel gibt! Der Rundfunkbeitrag ist Fluch und Segen zugleich und ich hoffe, dass eine Regelung gefunden wird, die für alle Seiten (auch für die werbefinanzierten Privatsender) Lösungen parat hält. Momentan sind die Inhalte der Mediatheken von ARD und ZDF auf 12 Monate begrenzt. Das Ergebnis einer Klagewelle der Privatsender. Würde diese Einschränkung irgendwann fallen, wären die Möglichkeiten schier unbegrenzt. Dann können wir uns wieder an alten Ausgaben der "ZDF Hitparade", "Bios Bahnhof" oder "Wetten Dass" erfreuen. Es entstünde ein riesiges, Öffentlich Rechtliches Zeitarchiv. Man wird ja noch Träume haben dürfen............

Meine Top3-Mediatheken-Tipps von ARD und ZDF:

"7 Tage... unter Vergesslichen"
Eine unglaublich witzige und rührende Reportage aus einer "Demenz-WG". Frau Sonnenschein ist mir regelrecht ans Herz gewachsen und ich habe diese Folge mehrfach gesehen.

"Das Lachen der Anderen - Ein Neues Wir"
In "Das Lachen der Anderen" besuchen Autor Micky Beisenherz und Comedian Oliver Polak unterschiedliche Orte, begleiten die Protagonisten und schreiben anschließend ein StandUp-Programm darüber, das dann im Beisein der Begleiteten vorgeführt wird. Eine meiner Lieblingsfolgen spielt in einer Neo-Kommune. Die Protagonisten sind herrlich skurril und absolut sehenswert.

"Geliebter Müll" von Raymond Ley
Die preisgekrönte Doku ist in den Mediatheken leider längst nicht mehr zu finden. Dabei gehört sie für mich zu einer der liebevollsten und schönsten Dokumentationen, die ich je gesehen habe. Nach dem erstmaligen Sehen dieses Films wollte ich unbedingt selbst diese Art von Filmen machen und Menschen begleiten. Bis heute.


Zurück zur Übersicht