Lamberts Tacheles
 

Im Namen des Vaters

06. Februar 2006

Wie Religion zur Groteske wird

Zugegeben. Eine objektive Meinungsäußerung über die Geschehnisse im nahen Osten fällt mir schwer. Von der religiösen Seite bin ich als "Ungläubiger" sicher vollkommen unbefangen. Als deutscher Staatsbürger und "Seelen-Däne" können mich die Ereignisse von heute und auch der letzten Tage dagegen nicht kalt lassen. Bevor man sich mit diesem komplexen Thema näher beschäftigt muss man ein paar Fakten klar formulieren.

Die dänische und norwegische Botschaft in Damaskus wurden angezündet, auch auf die deutsche Vertretung und das EU-Büro in Gaza wurden Übergriffe gemeldet und bei weiteren Demonstrationen verlor eine noch unbekannte Anzahl von Demonstranten und Sicherheitskräften ihr Leben. Dies geschah nicht nur im Namen eines Glaubens sondern noch dazu (und das ist die Perversion der Vorfälle) aufgrund von Zeichnungen! Die Kunden mit denen ich täglich Kontakt habe sind überwiegend Anhänger des Islam und stehen zu einem erschreckend hohen Anteil hinter den Ausschreitungen in Nahost. "Die wurden doch regelrecht provoziert!", hieß es oft, nachdem ich mein Unverständnis der Situation gegenüber zum Ausdruck brachte. Ohne Zweifel - die Karikaturen, die den Propheten Mohammed mit Bombe als Kopf zeigen, sind sicher nicht schmeichelhaft. Gläubige Menschen könnten sich auch mit Recht beleidigt fühlen. Doch die Zeichnungen können und dürfen kein Grund für jegliche nicht-verbale Ausschreitungen sein. Letztlich zeigen eben diese Ausschreitungen sehr deutlich das, was Inhalt der Karikatur war - einen Krieg im Namen des Glaubens.

Schon der Begriff "Heiliger Krieg" beschreibt die psychophatischen Gedankenzüge der Fundamentalisten recht deutlich. Ein optimaler Nährboden für Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Dieser hält den Holocaust für einen Mythos, will Israel von der Landkarte "radieren" bzw. nach Deutschland oder Österreich verlegen lassen. Nicht umsonst hält man ihn in vielen Medien für einen neuen Hitler. Noch sind seine Aussagen nur fanatistisches Gerede. Doch glaubt man den Spekulationen der CIA, so könnten den Reden bald atomare Taten folgen. Seit Jahrzehnten ist Nahost ein Hexenkessel, der nicht aufhört zu brodeln. Inzwischen kämpfen die "heiligen Krieger" schon gegen Karikaturen, die nie einer von ihnen zu Gesicht bekommen hat. Protest jeglicher Art ist legititim - Gewalt ist es nicht!


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