Lamberts Tacheles
 

Opdenhövel / Gätjen

05. Juni 2011

Pflicht und Kür bei 'Schlag den Raab'

Es war "ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte", erklärte Stefan Raab den Wechsel seiner Allzweckwaffe Matthias Opdenhövel von Pro7 zum Ersten. Opdenhövel moderierte Raabs TV-Coup "Schlag den Raab" und zuletzt auch nahezu alle sonstigen Raab-Großveranstaltungen. Ab Juli 2011 wird die "Sportschau" durch Opdenhövel nun einer angenehmen Frischzellenkur unterzogen. Und ohne Zweifel - für Opdenhövel dürfte diese Aufgabe ein weiterer Meilenstein seiner bisherigen Karriere sein. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten.

Opdenhövels Rolle bei "Schlag den Raab" wurde kurzfristig von Steven Gätjen übernommen. Der gebürtige Amerikaner Gätjen tritt mit dieser Aufgabe in die großen und tiefe Fußspuren von Opdenhövel, der besonders durch seinen besonderen Humor und seine Wortgefechte mit Raab positiv auffiel. Doch angekündigt als "neuer Spielleiter" machte Gätjen eine gute Figur und erfüllte seinen Job grundsätzlich tadellos. Routiniert und angstfrei führte Gätjen durch seine erste "Schlag den Raab"-Ausgabe. Da sich Entertainer Raab in der Sendung jedoch voll auf seine Rolle als Kandidat konzentriert, fällt ein gewisser Unterhaltungsfaktor zwangsläufig auf den "Spielleiter" zurück. Diese klaffende Lücke konnte Gätjen während seiner Premiere leider nicht schließen.

Immer wieder versuchte er, die frotzelnde Art seines Vorgängers zu adaptieren, was jedoch meist eher patzig und plump wirkte. Schon bei Matthias Opdenhövel war der Grat zwischen lockerem Spruch und unsympatischer Zurechtweisung oft extrem schmal. Doch wo Opdenhövel die Gratwanderung immer noch gekonnt meisterte, stürzte Gätjen einige Meter in die Tiefe.

Erst bei einer Schnittverletzung Raabs, die im Studio genäht werden musste, konnte Gätjen seine Moderationsroutine wieder etwas besser ausspielen und geleitete die Zuschauer sanft und frei von Unruhe in die Werbung.

Gastgeberwechsel sind immer etwas heikel. Erst nach einem Wechsel merkt man oft den Wert des Vorgängers zu schätzen. Wolfgang Lippert konnte nur schwer an die Größe seines Vorgängers Thomas Gottschalk heranreichen. Auch Lippert meisterte seine Aufgabe bravurös - dennoch waren die Fußstapfen zu groß und Gottschalk kehrte zu "Wetten dass" zurück. Doch das Karussell kann sich durchaus auch umgekehrt drehen. So tat Günther Jauchs " SternTV"-Nachfolger Steffen Hallaschka der Sendung eher gut und überzeugte durch seine interessierte und frische Art.

Im Falle von "Schlag den Raab" muss man nach der ersten Sendung wohl konstatieren, dass Gätjen ein hervorragender Moderator ist, die Sendung jedoch nicht bereichert. Mit dem Duo Gätjen / "Schlag den Raab" tut man weder dem erfolgreichen Format noch dem Moderator einen Gefallen. Die Sendung braucht einen Frontmann mit Unterhaltungswert. Doch diese sind in der deutschen Senderlandschaft rar gesät. Den Machern der Sendung und Steven Gätjen kann man nur wünschen, dass die Nachfolge von Opdenhövel bis zur nächsten Sendung neu diskutiert wird.

Oder ist eine Rückkehr von Matthias Opdenhövel am Ende vielleicht doch nicht unmöglich? Immerhin finden die Raab-Sendungen in großen Abständen zueinander statt und eine solche Arbeit ließe sich doch sicher mit seinen neuen Aufgaben bei den Öffentlich Rechtlichen vereinbaren. Veränderungen sind sicher von Nöten. Man darf also gespannt sein, ob und wie diese umgesetzt werden.

P.S.: Nach ersten Facebook-Diskussionsrunden wurden auch schon alternative Kandidaten genannt. Neben "taff"-Moderator Daniel Aminati fiel auch der Name Klaas Heufer-Umlauf. Dieser tritt oft mit Kollege und Moderationspartner Joko Winterscheidt auf und hat am kommenden Samstag mit der Samstagabend-Show "17 Meter" Premiere auf Pro7. Vielen Beobachtern erschien er im ersten Moment noch zu jung und nicht reif genug. Dennoch denke ich, dass man ihn in den kalten "Schlag den Raab"-Pool werfen sollte. Dieses Wagnis könnte sich für Sendung und Sender durchaus rechnen!


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