Lamberts Tacheles
 

Pirates Of The Caribbean IV

20. Mai 2011

Da "stimmt" was nicht! Klar soweit?

Im Grunde war es wie immer. Schon bevor der vierte Teil des Mantel-und-Degen-Epos über die Leinwand flimmerte, spitzten die Kritiker ihre Bleistifte. Der neue Bösewicht "Blackbeard" (Ian McShane) sei farblos und unscheinbar - hieß es. Und man merke deutlich, dass es eben schon der vierte Teil wäre und den Autoren langsam aber sicher die Ideen ausgehen würden - hieß es. Und viele Szenen seien nur für die 3D-Effekte gedreht worden, was man auch deutlich merke - hieß es.

Nun habe ich mir selbst ein Urteil bilden dürfen und war somit mein eigener Kritiker. Als großer Freund der "Pirates Of The Caribbean"-Filme waren meine Ansprüche enorm hoch. Und diese wurden eigentlich nur in einem elementaren Punkt maßlos enttäuscht. Doch von vorne…

Verwirrten die Teile 2 und 3 noch durch ein Wirrwarr an Handlungssträngen, orientierte man sich im aktuellen Teil wieder mehr an der soliden Machart der ersten Episode. Die Geschichte ist verständlich, die Charaktere fein ausgewogen und der Spannungsbogen wunderbar angelegt. Zu meiner größten (positiven) Verwunderung sparte man im aktuellen Teil sehr deutlich an virtuellen Effekten, was dem Film eine sehr angenehme Authentizität verleiht, die man bei Hollywood-Schinken dieser Gangart seit Jahren vergeblich sucht.

Entgegen der Kritikermeinungen war ich auch vom aktuellen Bösewicht "Blackbeard" angenehm angetan, der mit "Dr. House"-Stimme Klaus-Dieter Klebsch eine eindrucksvolle Präsenz bekommt. Auch Penélope Cruz meisterte ihren Einstand im Karibik-Schinken bravourös! Kurzum: Auch der vierte Teil der Reihe ist beste Unterhaltung aus Übersee und es gäbe keine nennenswerten Kritikpunkte, wenn…  …ja, wenn dieser vierte Teil nicht mit einem weiteren "Einschnitt" daher käme…

Über die Gründe von Johnny Depps neuer (alter) Synchronstimme wird und wurde im Netz viel spekuliert. Die Wahrheit kennen wohl nur die beteiligten Firmen und Personen. Daher möchte ich mich an den Spekulationen auch nicht beteiligen. Fakt ist: Publikumsliebling "Jack Sparrow" spricht plötzlich mit der deutschen Stimme von Johnny Depp - David Nathan. Was im ersten Moment grotesk klingen mag, ist für "Pirates Of The Caribbean"-Fans absolut kein Widerspruch. Die ersten drei Teile wurden von Marcus Off gesprochen, der den zuständigen Entscheidern von Disney damals offenbar mehr zusagte als Depps deutsche Stammstimme Nathan. Off gab dem schrulligen Piratenkapitän "Jack Sparrow" eine wunderbare Stimmfarbe, die seine süffisante Art in der Rolle wunderbar unterstreichen konnte. Jetzt wirkt die Rolle in der deutschen Übersetzung zu "cool" aufgesetzt. Der Kapitän ist (ohne Zweifel) mehr Depp denn je. Aber auch deutlich weniger "Sparrow".

Da der Grundsatz "never change a winning Team" sicher auch in Hollywood gilt, ist der Beginn des Problems wohl in Deutschland zu suchen. Doch aus meiner Sicht konnte Nathan nur verlieren. Eine Stimme (und in diesem Fall irgendwie auch ein Charakter), die einem Publikum über drei Filme regelrecht eingebrannt wurde zu tauchen, kann nur in die Hose gehen. Zumal der Charakter (wie in diesem Fall) klar an Charme verliert. Sicher ist Nathan für jedwede Johnny Depp-Rolle die ideale Besetzung - nicht aber für den herrlich "tuntigen" Piratenkapitän - der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier...

Offenbar wird es noch einen weiteren Film der Reihe geben. Es bleibt zu hoffen, dass man sich dann mit Marcus Off auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen wird. David Nathan leistet (auch in diesem Film!) als Sprecher ganz wunderbare Arbeit. Und im Gegensatz zu Disney teile ich nicht die Auffassung, dass Synchronsprecher mit Rundfunksprechern gleichzusetzen sind. Rundfunksprecher sind (im besten Fall) austauschbar. Wie man am Beispiel von "Jack Sparrow" deutlich erkennen kann, sind das Synchronsprecher (ebenfalls im besten Fall) nicht.

Wir haben in Deutschland eine wunderbare (und immer noch deutlich unterschätzte!) Synchron-Tradition. Eine Tradition, auf die wir ungemein stolz sein dürfen! Wir sollten uns diese Tradition bewahren und nicht durch Gagen-Diskussionen (von beiden Seiten!) torpedieren. Das würde ich mir wünschen - auch für Teil 5!


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