Lamberts Tacheles
 

Stuttgart 21

06. Oktober 2010

Eine Ohrfeige für das Volk!

Stuttgart steht derzeit sinnbildlich für die große Schere zwischen den Bürgern und ihren gewählten Vertretern und ein wenig erinnert das Verhalten der Entscheider an die Sandkastenspiele aus Kindertagen. Doch bei der Diskussion um "Stuttgart 21" geht es eben nicht nur um eine kleine Sandburg. Es geht vielmehr um ein milliardenschweres Bauprojekt, das den bestehenden Kopfbahnhof Stuttgart in ein unterirdisches Umsteigemekka verwandeln soll. Die derzeitigen Kosten werden auf rund 4,1 Milliarden Euro geschätzt. Und kaum spricht man von Geld, ist das Problem offensichtlich. Der "kleine Mann" wird zum Sparen gezwungen, unsere Bildungseinrichtungen zerfallen langsam zu Staub und Nachwuchs bei unterbezahlten Pflegekräften sind Mangelware. Geld für einen neuen Bahnhof ist jedoch vorhanden. Wie so oft geht es um das Signal der Politik. Dabei ist es unwichtig, ob es um Stuttgart 21 oder eine satte Diätenerhöhung geht. Sieht man sich die Finanzierung des Großprojektes etwas genauer an wird schnell deutlich, dass die Deutsche Bahn nach aktuellen Schätzungen knapp 1,5 Milliarden Euro der Summe selbst trägt. Der Rest wird auf Stadt, Land und Bund verteilt.

Und das Signal für den Bürger? Nach den anschwellenden Protesten der Stuttgart-21-Gegner kommt es immer wieder zu deutlichen Auseinandersetzungen und öffentlichen Äußerungen der Befürworter des Projektes. Argumente segeln hin und zurück. Am Ende geht bei Stuttgart 21 jedoch (wie so oft) nur um Geld. Geld, das überwiegend vom Steuerzahler kommt und von dem unzählige kleine und große Firmen profitieren. Haben am Ende vielleicht sogar Entscheider Schmiergeld kassiert, um Bauaufträge entsprechend zu vergeben? Diese Masche ist auch bei uns in Deutschland an der Tagesordnung. Für einen Außenstehenden hat der harte Kurs der Stuttgart-21-Lobby zumindest ein "G'schmäckle", wie der Schwabe sagen würde.

Die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo dazwischen. Vielleicht ist auch das, mit 1,2 Milliarden Euro deutlich billigere, Projekt "Kopfbahnhof 21" die bessere Lösung? Dabei sollte nur der vorhandene Bahnhof saniert, modernisiert und ausgebaut werden. Ein solches Vorhaben würde sicher auch den Bürgern nicht sauer aufstoßen. Das "Restgeld" könnte man in die Bildung stecken - die hätte es sicher nötiger... Doch Stuttgart 21 kommt! Da kann nun protestiert und geredet werden. 4,1 Milliarden Euro und die damit verbunden Schmiergelder lässt sich NIEMAND durch die Lappen gehen. Und so ist Stuttgart 21 am Ende eine Ohrfeige für das Volk!


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