Lamberts Tacheles
 

Tack så mycket, Sverige!

16. Juli 2023

Unser Sommerurlaub in Schweden war so facettenreich und kontrastreich wie das Land selbst. Das skandinavische Paradies, bekannt für seine tiefen Wälder, klaren Seen, und die roten Schwedenhäuser aus den Astrid Lindgren-Büchern, offenbarte uns seine zwei Gesichter. Einerseits die unberührte, fast märchenhafte Natur, die zum Träumen einlädt. Andererseits die unerwartete, oft wenig versteckte Industrielandschaft, die sich wie ein grauer Schleier über Teile des Landes legt. Schon bei unserer Ankunft in Malmö, das Tor zu Schweden, wurden wir von einer eher nüchternen, industriellen Atmosphäre begrüßt, die mit unseren Vorstellungen von Schweden zunächst wenig gemeinsam hatte.

Die erste Etappe unserer Reise führte uns entlang der Westküste von Südschweden nach Mittelschweden. Was uns auf dieser Route besonders auffiel, war der ständige Kontrast zwischen der wunderschönen, teils unberührt scheinenden Natur und den zahlreichen Industriestandorten. Man könnte fast sagen, Schweden ist wunderschön – und gleichzeitig unheimlich hässlich. Ein Paradox, das sich durch unsere gesamte Reise zog und das Land in einem einzigartigen Licht erscheinen ließ.

Die Theorie und Praxis eines Roadtrips

Begeistert von der Idee, Schweden auf eigene Faust zu erkunden, stürzten wir uns in das Abenteuer "Roadtrip". Doch schnell mussten wir feststellen, dass die romantisierte Vorstellung eines solchen Unterfangens in der Praxis auf einige Herausforderungen stößt. Insbesondere zwei Faktoren spielten uns unerwartete Streiche: Das Wäschewaschen und der ständige Umzug ALLER Klamotten.

Die Idylle eines Roadtrips, geprägt von Freiheit und Unabhängigkeit, bekam schnell Risse, als wir erkannten, dass Waschsalons in Schweden seltener anzutreffen sind als erwartet. Abseits der großen Metropolen sucht man sie vergeblich. Unsere begrenzte Garderobe stellte uns somit vor logistische Herausforderungen, die wir so nicht auf dem Schirm hatten. Der Traum vom unbeschwerten Nomadenleben auf vier Rädern wandelte sich zusehends in einen pragmatischen Überlebenskampf, bei dem Kreativität im Umgang mit begrenzten Ressourcen gefragt war. Natürlich stetig entschädigt durch eine beeindruckende Landschaft, tolle Seen mit eigenem Boot und Land, dass sich immer wieder auch von seiner wundervollen Seite zeigte.

Zwischen Faszination und Frustration

Trotz aller Widrigkeiten – oder vielleicht gerade wegen ihnen – entpuppte sich unser Roadtrip durch Schweden als eine unvergessliche Erfahrung. Die faszinierende Landschaft, die uns auf unserer Reise begleitete, die Ruhe der endlosen Wälder und die Magie der klaren, stillen Seen machten jeden Moment zu etwas Besonderem. Und auch die Industriestandorte, so unerwartet sie uns auch erschienen, trugen auf ihre Weise dazu bei, unser Bild von Schweden zu vervollständigen. Sie erinnerten uns daran, dass jedes Land, jede Kultur, ihre Schattenseiten hat – und dass es gerade diese Kontraste sind, die eine Reise so bereichernd und lehrreich machen. Auch die Natur von Schweden ist facettenreich und immer wieder neu spannend. Mittelschweden mit seinen endlosen Wäldern und Seen, Südschweden mit den Scheren, kluftigen Buchten - dazu die alten Holz-Villen der Jahrhundertwende, die auf kleinen Schereninseln prangten. Das alles sind Bilder, die sich eingebrannt haben.

Ein schwedisches Fazit

Reisen können Erwartungen brechen und auf den Kopf stellen. Wenn man das Land aus "Michel aus Lönneberga" erwartet, sollte man vielleicht auch gezielt nach Lönneberga fahren. Mich persönlich hat Schweden überwiegend fasziniert. Auch, WEIL es anders ist, als ich es mir vorgestellt habe. Billiger als ich dachte, schöner als ich dachte und eben auch hässlicher als ich dachte. Trotzdem wird es im nächsten Jahr vermutlich wieder nach Schweden gehen. Weil dieser Facettenreichtum auch dazu einlädt, es noch mehr zu entdecken. Schweden, wir kommen also wieder – aber vielleicht nächstes Mal mit etwas mehr Wäsche im Gepäck. Oder eben einem FESTEN Haus mit Waschmaschine... Tack så mycket, Sverige!


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